Besonders hart trifft der Shutdown die Shopping Center. Wie ist hier die Lage?
Patrick Homm: Alle großen Shopping-Center-Betreiber leiden massiv unter der aktuellen Situation. Besonders hart wurden sie in Bezug auf die Miet- und Betriebskostenausfälle getroffen. Dazu muss man wissen, dass die Betriebskosten eines Shopping Centers bedeutend höher sind als jene in Straßenlagen.
Wie reagieren die Betreiber jetzt?
Patrick Homm: Auch wenn die meisten Geschäfte geschlossen sind, steigt das Arbeitspensum im Hintergrund enorm an. Gegenwärtig ist man hauptsächlich damit beschäftigt, proaktiv mit den Mietern ins Gespräch zu gehen, um eine gemeinschaftliche Lösung zu finden. Heute wird davon ausgegangen, dass die Lage im Sommer besser beurteilt werden kann.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf Eigentümer?
Stefan Braune, Immobilienberater Retail /Geschäftsflächen: Auch sie haben mit großen Verlusten in Form von entgangenen Mieteinnahmen zu kämpfen – dies gilt für große institutionelle Eigentümer ebenso wie für private Eigentümer. Geplante Investitionen in die jeweiligen Objekte werden daher teilweise zurückgehalten und Ankäufe sowie laufenden Verhandlungen verzögern sich.
Ihr Rat an die Eigentümer in dieser Situation?
Stefan Braune: Das Gespräch proaktiv mit den Mietern zu suchen, um gemeinschaftlich etwa im Wege eines Mediationsverfahrens eine nachhaltige Lösung zu finden. Gerade bei Mietverträgen mit Restlaufzeiten von mehreren Jahren ist ein gänzlicher Ausfall des Mieters oft verheerender als ein vorübergehender Kompromiss. Für große Eigentümergesellschaften empfiehlt es sich, frühzeitig die Anleger zu informieren und eine Zustimmung für das weitere Vorgehen anzufordern, um einen transparenten Kommunikationsfluss sowie einen gewissen Handlungsspielraum zu schaffen.
Wer sind die aktuellen Gewinner und Verlierer in dieser Krise?
Anthony Crow, MSc. Senior Immobilienberater Retail / Geschäftsflächen: Die großen Verlierer waren bisher vor allem die Schuh-, Lederwaren- und Textilgeschäfte sowie der Bereich Dienstleistung in Einkaufsstraßen, Shoppingcentern und Fachmarktzentren. Neben dem Einzelhandel auch Restaurants, Bars, Cafés und Bäckereien. Diese Branchen verzeichnen teilweise Umsatzrückgänge bis zu 80% und kämpfen um ihre Existenz. Im Speziellen jene, die bis dato nur auf das stationäre Geschäft setzten und keinen Umsatz via Zustellung oder Onlineshop generieren können, sind enorm betroffen und voraussichtlich mittelfristig stark unter Druck.
Und wer „gewinnt“ in dieser Situation?
Anthony Crow: Wirtschaftliche Profiteure in der Corona-Krise waren Apotheken oder Trafiken, aber auch Drogeriemärkte und der Onlinehandel. Anbieter von pharmazeutischen, medizinischen sowie kosmetischen Produkten verzeichnen außerdem nachweisbar solide Zuwächse. Hervorzuheben ist selbstverständlich der Lebensmitteleinzelhandel, wo sich neben den Supermarktfilialen auch Lieferdienste für Lebensmittel und Drogerie über die überdurchschnittlich hohe Nachfrage erfreuen. Allerdings hat dieser Trend bereits wieder nachgelassen. Die Bezeichnung ‚Handel im Wandel‘ ist spätestens ab jetzt ohne Zweifel die Realität und wir gehen davon aus, dass die tatsächlichen Auswirkungen erst ab Sommer spürbar werden.