Ein kurzer Blick in die Einkaufsstraßen
Kärntner Straße
Die Nachfrage nach Geschäftsflächen auf der Kärntner Straße - der am meisten frequentierten konsumträchtigsten und vielfältigsten Zone im Goldenen H - ist seit Ende des ersten Quartals 2021 deutlich höher als in den Monaten zuvor. Gemeinsam mit Graben und Kohlmarkt ist sie bei neuen Marktteilnehmern weiterhin sehr gefragt und besticht durch einen ausgeprägten Branchen- und Mietermix. Darüber hinaus erfährt der Standort aktuell nach und nach eine zusätzliche Belebung durch innovative Alternativkonzepte abseits des klassischen Textilhandels bzw. eine Diversifizierung des Handelsbesatzes durch Neuansiedelungen von innovativen und dynamischen Mietinteressenten wie beispielsweise Huawei, Mooncity Vienna oder IQOS. Die Einkaufsmeile bietet daher beste Voraussetzungen für den stationären Einzelhandel, obgleich sich die überdurchschnittlich hohe Passentenfrequenz mittlerweile wieder dem Normalniveau annähert. Dies zeigt sich auch in den stabilen Mietpreisen, die durch die Coronakrise bis dato keinen Einbruch erlitten haben, sowie den derzeit kaum verfügbaren Geschäftsflächen.
Graben
Der Mieterbesatz sowie die Nominalmieten für Einzelhandelsflächen entlang des Wiener Grabens sind auch in diesem Geschäftsjahr weitgehend gleichgeblieben. Positiv hervorzuheben ist das große Angebot an Cafés und Restaurants am Graben – die einzigartige Mischung aus Gastronomie- und Shoppingerlebnis stellt einen USP für die Kundschaft der Wiener Innenstadt dar. Mit Neuanmietungen durch Liebeskind, Alpha Tauri oder Glashütte Original gab es signifikante Bewegungen im Mieterbesatz.
Kohlmarkt
Zwar sind die Frequenzen entlang Österreichs luxuriöser Einkaufsmeile seit Beginn der Coronakrise stark eingebrochen, es ist jedoch eine kontinuierliche Verbesserung beobachtbar. Es ist davon auszugehen, dass sich die Frequenzzahlen ab Mitte 2022 wieder auf Normalniveau bewegen und damit erneut mit jenen in renommierten Großstädten Europas konkurrieren werden können.
Die derzeit am meisten nachgefragte Lage ist die vom Graben bzw. Goldenen Quartier einsehbare Sektion. Hier werden die höchsten Passantenfrequenzen gemessen und durch die Umgestaltung des Luxus-Lebensmittelhändlers Julius Meinl am Graben sehen viele Luxushändler Synergien und Anreize einer Anmietung in direkter Nachbarschaft.
Mariahilfer Straße
Da die Mariahilfer Straße nicht zwingend abhängig vom Tourismus ist und sich Großteils einer lokalen bzw. nationalen Kundschaft bedient, hat die Wiedereröffnung des Retailsektors entlang der Einkaufsmeile seit dem Frühjahr gut funktioniert. Die Passantenfrequenzen haben sich seither deutlich erholt und auch die Leerstandssituation hat sich durch den allgemeinen Aufschwung im stationären Einzelhandel und den damit einhergehenden Mietvertragsabschlüssen kontinuierlich verbessert. Nichtsdestotrotz verfügt die Kernzone der Mariahilfer Straße weiterhin derzeit über rund 8 - 10% an verfügbaren Retaileinheiten – diese Optionen betreffen vor allem Flächen mit vertikaler Geschoßstruktur und Mietpreisen meist deutlich über Marktniveau. Aufgrund dieser teils ambitionierten Mietniveaus sowie der manchmal beeinträchtigenden Entwicklungen aufgrund des Ausbaus des Verkehrsknotenpunktes im Bereich der Neubaugasse, sind insbesondere Großflächen deutlich länger in der Vermarktung bis ein passender Nutzer gefunden werden kann.
Landstraßer Hauptstraße
Die Landstraßer Hauptstraße ist nach der Mariahilfer Straße und der Innenstadt die drittgrößte Einkaufsstraße Wiens und stellt österreichweit gesehen das siebtgrößte Einzelhandelsensemble dar. Aufgrund der hohen Kaufkraft und Affinität zur Nachhaltigkeit der Bewohner im Einzugsgebiet zieht die Straße vorwiegend regionale Besucher aus einem weitreichenden Einzugsbereich an, die als maßgebliche Potenzialspender, vor allem für die vielen traditionellen Einzelhändler, gelten. In den vergangenen Monaten gab es kaum signifikante Änderungen im Mieterbesatz, die Nachfrage nach Geschäftslokalen ist allerdings weiterhin sehr hoch.
Favoritenstraße
Die Einkaufsstraße in ihrer Kernzone gilt zwar als die viertgrößte Einkaufsstraße Wiens und erfreut sich an einem bunten Branchen- und Mietermix, die hohe Leerstandsrate von ca. 18 % hat sich jedoch bis zuletzt nicht verbessert. Der Wandel im Handel, der seit Jahren im stationären Bereich und besonders im Textil- und Schuhhandel zu beobachten ist und durch die Corona-Pandemie noch einmal beschleunigt wurde, ist hier stark erkennbar. Unter anderem bedingt durch die weiterhin verhältnismäßig hohen Mietvorstellungen der Vermieter sowie der Konzentration bekannter Filialisten auf A-Lagen, kommt es nach und nach vermehrt zu Geschäftsschließungen entlang der Favoritenstraße. Kontinuierlich prägen Diskonter, Fast Food-Anbieter und Pop-Up-Konzepte den Straßenzug. Die Voraussetzungen für eine Verbesserung werden nur durch ein professionelles Standortmanagement möglich sein.
Ausblick
In den nächsten Jahren werden, so die ExpertInnen von OTTO Immobilien, gerade auch vor dem Hintergrund der aktuellen Situation weitere Akzente notwendig sein, um Einkaufsstraßen und innerstädtische Lagen, die bisher vom Einzelhandel dominiert wurden, stärker und attraktiver zu machen. Denn auch ohne weitere Insolvenzen werden sich die Filialnetze der Retailer, insbesondere auf High Streets und in Shopping-Centern, ausdünnen. Die Nachfrage nach stationären Dependancen wird vor allem bei Filialisten in B- und C-Lagen sinken, im Gegenzug allerdings werden die frequenzstarken Lagen und gut etablierten Nahversorgungszonen weiterhin nachgefragt bleiben.
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