#Naschmarkt – Eugen Otto und sein Wien

Eugen Otto am Wiener Naschmarkt

Im Herzen der Stadt. Eugen Ottos ganz persönlicher Rundgang zu seinen Lieblingsstandln am Naschmarkt.

Text: Petra Percher // Fotos Christian Steinbrenner

Hauchdünne 40 Deka Prosciutto, auf der roten Berkel-Maschine geschnitten, ein Glas Artischocken in Olivenöl, resches Gebäck, gesalzene Butter, eine Flasche Marillensaft. Den Stand von Christian Poehl steuert Eugen Otto als erster an. Die Anzahl an Delikatessen ist gemessen an der Größe des verglasten Feinkostpavillons riesig. Doch Eugen Otto weiß ohnehin genau, wohin er greift. Zu gut kennt er die Vorlieben seiner beiden Kinder, Lara und Leon, und seiner Frau, Christiane Wenckheim.

„Tolle Märkte sind überall auf der Welt im Herzen der Stadt. Es hat etwas Echtes und Ehrliches“, sagt Otto. Die zentrumsnahe Lage des Naschmarktes könnte in Wien nicht besser sein. Und bei Lagen kennt er sich aus. Denn mit OTTO Immobilien führt er einen der stärksten Immobilien-Dienstleister des Landes. Wiener Wurzeln gehören da quasi zum genetischen Code. Der Chef und Eigentümer ist ein Urwiener mit tschechisch-italienischer Mutter. Aufgewachsen im ersten Bezirk, wohnt er jetzt in der Nähe des Belvedere im Vierten.

Christian Poehl am Naschmarkt
POEHL AM NASCHMARKT. Feinkostchef Christian Poehl hat schon mit 15 von einem Stand geträumt. Seit 28 Jahren ist er nun mit Delikatessen auf Nummer 167 vertreten. Seine Empfehlung: Heringssalat, Wurzelspeck und Gänsegrammelschmalz vom Papa, Liptauer von der Mama und seine Käseauswahl.
 

„Märkte sind eine wichtige Infrastruktur und funktionieren auch in Zeiten wie diesen“, weiß Otto. Auch am Immobilienmarkt. Egal ob Naschmarkt, Meiselmarkt, Kutschkermarkt, Meidlinger Markt oder Yppenmarkt – sogar im Lockdown bleiben sie Anziehungspunkt und Zentrum der Kommunikation. Mit Maske, Abstand und dem merklichen Wunsch, dass alles rasch wieder so wird wie immer. Das sieht auch Feinkosthändler Christian Poehl so. „Das gesellschaftliche Treiben fehlt massiv“, sagt er. Ein bisschen gustieren da, ein Glaserl trinken dort, gehörte vor Corona einfach dazu.

Aufbruchstimmung – Corona stärkt den Naschmarkt

 

Seit 28 Jahren betreibt Poehl seinen Stand. Er hat die schlechten Zeiten des Marktes miterlebt. Die vielen Obst- und Gemüsehändler, die zugesperrt haben. Die vielen Leerstände. Dann kam mehr Gastro und die Hochphase startete. Bis zu 70.000 BesucherInnen schoben sich pro Woche durch die schmalen Zeilen. „Wir haben gedacht: ‚Mehr geht nicht.‘ Aber es ging noch mehr.“ Vor fünf Jahren hat es laut Poehl zu bröckeln begonnen. Souvenirshops, CBD-Läden, Ansichtskarten. „So traurig die Corona-Krise ist, so dankbar müssen wir sein, dass man sich halt nicht nur auf Touristen verlassen kann.“ Schokolade, Wasabinüsse oder 17 mal dieselben Oliven – „das brauchen die Locals nicht“. Jetzt kommen ganz viele neue, junge Kunden und der Markt verströmt eine echte Aufbruchstimmung.

Eugen Otto in Poehl am Naschmarkt
GUTER GESCHMACK. Eugen Otto teilt die besten Adressen am Naschmarkt mit uns.
 

Eugen Otto geht weiter zum Käseland. Dort schlichtet Chef Harmound Rabie seine Laibe – stets bereit für ein Tratscherl mit Stammkunden. „Hier bekomme ich den besten Brie de Meaux“, verrät Otto. „Wenn Sie ihn kaufen, ist er genau am Punkt“, versichert Rabie. „Und sonst wird mir genau gesagt, wie viele Stunden ich ihn heraus legen muss“, so Otto. Denn im Unterschied zum Industriekäse im Supermarkt, lebt dieser Brie wirklich weiter.

219 Sorten liegen im Käseland gerade in der Vitrine. Zwei Drittel aus Frankreich, der Rest aus Österreich, Italien und elf anderen Ländern. Elisabeth Troha, die langjährige Mitarbeiterin, weiß das so genau, weil gerade Inventur gemacht wurde. Auch Rabie spürt, dass die Menschen deutlich mehr einkaufen. „Wenn weniger im Restaurant gegessen wird, genießen sie umso mehr daheim.“

Eugen Otto im Käseland am Naschmarkt in Wien
KÄSELAND. Auf Nummer 172 befindet sich das Paradies für Käseliebhaber. Käsesommelière Elisabeth Troha hat unter anderem den Comté vom französischen Käsegott Marcel Petite im Sortiment. Wenn gerade nicht Corona ist, gibt es am Platz davor Käseplatten und Wein.
 

Das ist auch bei den Ottos so. In „normalen“ Zeiten gehört eine Melange im Café Museum und der anschließende Spaziergang am Naschmarkt „seit gut 20 Jahren zu unserem Samstag-Vormittagsvergnügen“, erzählt Otto. Jetzt erledigt er die Einkäufe meist unter der Woche am Nachhauseweg. „Es ist Notwendigkeit und Unterhaltung zugleich.“ Für die Frische und das Programm, das drumherum geboten wird, ist er auch gern bereit, ein bisschen mehr zu zahlen.

Am Weg zu seinem Obst- und Gemüsehändler des Vertrauens spaziert auch ein wenig Nostalgie mit. „Die Mutter meiner Mutter hatte ein Gemüsegeschäft in Brünn“, erzählt Otto. Er weiß: „Es ist hartes Brot, bei jedem Wetter um vier Uhr früh am Großgrünmarkt einzukaufen und dann den ganzen Tag hier zu stehen.“ Frisches Obst und Gemüse zieht ihn immer an. „Das ist genauso wie mit den Bäckergenen meiner väterlichen Familie.“

Naschmarkt Stand 41-45. Bei Martina und Wolfgang Himmelsbach kauft Otto Paprika, Salat, Avocados, Paradeiser. Vor mehr als 20 Jahren haben die beiden den Stand von der Familie übernommen und mit der lachenden Zitrone als Logo zum Vorzeigeladen ausgebaut. „Ja, es braucht schon viel Idealismus“, erzählt das Paar. „Wenn das Herz nicht dran hängt, hört man besser auf.“ Ihre Strategie: Vielfalt und ausgesuchte Qualität. Jeder Apfel wird hier täglich umgedreht, jede Gurke kontrolliert, bevor sie eingeschlichtet wird. Es ist das Gegenteil von Convenience, sagt Otto. Anstatt von Regal zu Regal und zur Kassa zu hetzen, genießt er den Austausch mit Verkäufern und Standlerinnen. Er schätzt persönliche Empfehlungen. „Wenn Wolfgang einen besonderen Teil vom Rind bekommen hat, holt er mich gleich rüber in seine Fleischboutique.“

Ein bisschen Orient am Naschmarkt
 

Ohne Corona hätte der Blumenhändler am Platz vorm Poehl sein Meer an Tulpen und Rosen aufgebaut. „Da kann ich nur schwer vorbeigehen, ohne etwas zu kaufen.“ Stets bekommt er gratis Tipps und Tricks dazu. „Seit Jahren erklärt er mir jedes Mal, dass man die Blumen zuerst eine halbe Stunde im Papier ins Wasser geben und dann eine 5 Cent Kupfermünze dazutun soll.“

Eugen Otto in Poehl am Naschmarkt
HIMMELSBACH (linkes Bild). Martina und Wolfgang Himmelsbach betreiben auf Nummer 41-45 den Obst- und Gemüsestand am Naschmarkt. Traditionsbetrieb für Saisonales, Exotisches und Raritäten. Alles akkurat geschlichtet. Mit Fleischboutique nebenan und (Koch-)Beratung inklusive!
KRÄUTERHAUS (rechtes Bild). Auf Nummer 24-27 befindet sich die „Duftoase“ von Gewürzhändler Ahmad Maad.


Stattdessen huscht Otto ins Kräuterhaus gegenüber. Von außen unscheinbar, drinnen eine Duftoase. „Es gibt immer Tee. Ich komme mir vor wie in den Orient versetzt.“ Wenn der Hals kratzt, hat Gewürzhändler Ahmad Maad sofort das richtige Kraut zur Hand. Die hauseigenen Currys und Mixturen warten in bunten Farben auf Verkostung. Säuberlich geschlichtet von mild bis scharf. Eugen Otto greift zu einem Schälchen Safran. Dafür wird er später vermutlich selbst den Kochlöffel schwingen. Risotto! „Sonst kann ich eigentlich nichts kochen. Das mache ich aber mit Begeisterung und es klappt eigentlich immer.“ Als einzige Erweiterung probiert er je nach Kochbuch andere Zutaten. Und sollte der Lockdown länger dauern, so Otto, „würde mich ein echter Sauerteig noch interessieren.“

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Diesen Beitrag haben wir unserem aktuellen #Wien - dem Wohnmarktmagazin von OTTO Immobilien entnommen:

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