KÄSELAND. Auf Nummer 172 befindet sich das Paradies für Käseliebhaber. Käsesommelière Elisabeth Troha hat unter anderem den Comté vom französischen Käsegott Marcel Petite im Sortiment. Wenn gerade nicht Corona ist, gibt es am Platz davor Käseplatten und Wein.
Das ist auch bei den Ottos so. In „normalen“ Zeiten gehört eine Melange im Café Museum und der anschließende Spaziergang am Naschmarkt „seit gut 20 Jahren zu unserem Samstag-Vormittagsvergnügen“, erzählt Otto. Jetzt erledigt er die Einkäufe meist unter der Woche am Nachhauseweg. „Es ist Notwendigkeit und Unterhaltung zugleich.“ Für die Frische und das Programm, das drumherum geboten wird, ist er auch gern bereit, ein bisschen mehr zu zahlen.
Am Weg zu seinem Obst- und Gemüsehändler des Vertrauens spaziert auch ein wenig Nostalgie mit. „Die Mutter meiner Mutter hatte ein Gemüsegeschäft in Brünn“, erzählt Otto. Er weiß: „Es ist hartes Brot, bei jedem Wetter um vier Uhr früh am Großgrünmarkt einzukaufen und dann den ganzen Tag hier zu stehen.“ Frisches Obst und Gemüse zieht ihn immer an. „Das ist genauso wie mit den Bäckergenen meiner väterlichen Familie.“
Naschmarkt Stand 41-45. Bei Martina und Wolfgang Himmelsbach kauft Otto Paprika, Salat, Avocados, Paradeiser. Vor mehr als 20 Jahren haben die beiden den Stand von der Familie übernommen und mit der lachenden Zitrone als Logo zum Vorzeigeladen ausgebaut. „Ja, es braucht schon viel Idealismus“, erzählt das Paar. „Wenn das Herz nicht dran hängt, hört man besser auf.“ Ihre Strategie: Vielfalt und ausgesuchte Qualität. Jeder Apfel wird hier täglich umgedreht, jede Gurke kontrolliert, bevor sie eingeschlichtet wird. Es ist das Gegenteil von Convenience, sagt Otto. Anstatt von Regal zu Regal und zur Kassa zu hetzen, genießt er den Austausch mit Verkäufern und Standlerinnen. Er schätzt persönliche Empfehlungen. „Wenn Wolfgang einen besonderen Teil vom Rind bekommen hat, holt er mich gleich rüber in seine Fleischboutique.“
Ein bisschen Orient am Naschmarkt
Ohne Corona hätte der Blumenhändler am Platz vorm Poehl sein Meer an Tulpen und Rosen aufgebaut. „Da kann ich nur schwer vorbeigehen, ohne etwas zu kaufen.“ Stets bekommt er gratis Tipps und Tricks dazu. „Seit Jahren erklärt er mir jedes Mal, dass man die Blumen zuerst eine halbe Stunde im Papier ins Wasser geben und dann eine 5 Cent Kupfermünze dazutun soll.“