OPTIMISTIN. Im Homeoffice nahe dem Belvedere spürt Lilli Hollein die Veränderungen durch Corona:
Sie sieht den Digitalisierungsschub als Chance und hofft, dass sich unser Konsumverhalten nachhaltig ändert.
Überhaupt nimmt die Design- und Architektur-Expertin sowohl den verordneten Lockdown, den sie gemeinsam mit ihrer 13-jährigen Tochter verbrachte („So lernt man wieder das Wurzelziehen!“), als auch die coronabedingten Veränderungen ihrer Branche so pragmatisch wie eben möglich. „Natürlich hat es im Kunst- und Kulturbereich voll eingeschlagen. Aber ich werfe keinen Weltuntergangsblick auf die Zukunft. Ich sehe die Chancen des Digitalisierungsschubs und hoffe, dass uns das ehrliche Hinterfragen von Dingen, die wir konsumieren wollen, auch bleibt.“
Die wirtschaftlichen Entwicklungen des Wiener Handwerks, mit deren Protagonisten Hollein im Rahmen der Vienna Design Week oft und intensiv zu tun hat, sieht die Kennerin zweigeteilt: Je künstlerischer die Arbeit sei, desto schwieriger ließe sie sich aufgrund der geschlossenen Galerien und gecancelten Messen momentan vertreiben. Anderen Sparten wie dem Interior-Bereich gehe es dagegen vergleichsweise gut. Aber was nimmt Hollein privat mit aus dem Jahr 2020? „Ich habe gelernt, mit meinen Ressourcen besser umzugehen. Außerdem war es für mich als Anrainerin des Belvedere doch erstaunlich, wie sich touristische Orte in der Stadt plötzlich ganz anders anfühlten“, erzählt Hollein und steuert am Ende dann noch grinsend Aufmunterndes bei: „Und keine Sorge: Das Brotbacken zu Hause wird uns auch nicht für immer verfolgen.“