Lilli Hollein – Direktorin Vienna Design Week // Wiener Typen – Typisch Wien

Lilli Hollein

Lilli Hollein – Direktorin Vienna Design Week // Wiener Typen – Typisch Wien

 

Jogginghose bei der Online-Konferenz? Lilli Hollein sieht das Tragen von zu bequemen Beinkleidern zwar nicht ganz so dramatisch wie Modeschöpfer Karl Lagerfeld („Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren“). Aber ein nachlässiges Oben-Hui-unten-Pfui im digitalen Raum lässt auch die Direktorin und Mitbegründerin der Vienna Design Week nicht durchgehen: „Ich bin seit jeher gewohnt, auch im Homeoffice diszipliniert zu arbeiten. Und wenn ich schon geschminkt, geföhnt und im schönen Hemd vor der Kamera sitze, ist eine passende Hose wohl auch noch möglich.“

Text: Nicole Spilker // Fotos: Christian Steinbrenner

Im Moment steckt sie mitten in der Planung für das Festival 2021. Und natürlich nerven stundenlange Online-Konferenzen. Einerseits. „Aber dass viele Dinge nun im Netz passieren, sehe ich vor allem als Vorteil. Dadurch ergeben sich tolle neue Möglichkeiten, etwa bei der Bildung und Weiterbildung.“ Schon die Vienna Design Week im Herbst 2020 profitierte davon, Talks und Diskussionsrunden online stattfinden zu lassen. So erreichten die Veranstaltungen nicht nur ein breites Publikum, auch Vortragende mussten nicht extra eingeflogen werden und konnten CO2-freundlich einfach zugeschaltet werden. Die Lehre aus diesem Schlamassel: Physische Anwesenheit ist nicht immer nötig, um gehört zu werden.

 
Lilli Hollein
OPTIMISTIN. Im Homeoffice nahe dem Belvedere spürt Lilli Hollein die Veränderungen durch Corona:
Sie sieht den Digitalisierungsschub als Chance und hofft, dass sich unser Konsumverhalten nachhaltig ändert.


Überhaupt nimmt die Design- und Architektur-Expertin sowohl den verordneten Lockdown, den sie gemeinsam mit ihrer 13-jährigen Tochter verbrachte („So lernt man wieder das Wurzelziehen!“), als auch die coronabedingten Veränderungen ihrer Branche so pragmatisch wie eben möglich. „Natürlich hat es im Kunst- und Kulturbereich voll eingeschlagen. Aber ich werfe keinen Weltuntergangsblick auf die Zukunft. Ich sehe die Chancen des Digitalisierungsschubs und hoffe, dass uns das ehrliche Hinterfragen von Dingen, die wir konsumieren wollen, auch bleibt.“

Die wirtschaftlichen Entwicklungen des Wiener Handwerks, mit deren Protagonisten Hollein im Rahmen der Vienna Design Week oft und intensiv zu tun hat, sieht die Kennerin zweigeteilt: Je künstlerischer die Arbeit sei, desto schwieriger ließe sie sich aufgrund der geschlossenen Galerien und gecancelten Messen momentan vertreiben. Anderen Sparten wie dem Interior-Bereich gehe es dagegen vergleichsweise gut. Aber was nimmt Hollein privat mit aus dem Jahr 2020? „Ich habe gelernt, mit meinen Ressourcen besser umzugehen. Außerdem war es für mich als Anrainerin des Belvedere doch erstaunlich, wie sich touristische Orte in der Stadt plötzlich ganz anders anfühlten“, erzählt Hollein und steuert am Ende dann noch grinsend Aufmunterndes bei: „Und keine Sorge: Das Brotbacken zu Hause wird uns auch nicht für immer verfolgen.“

Lilli Hollein und Hans-Peter Hutter

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