Juan-Diego Flórez – Tenor // Wiener Typen – Typisch Wien

Juan Diego Florez in Staatsoper Wien

Juan-Diego Flórez – Tenor // Wiener Typen – Typisch Wien


Mit neun lernt er Gitarre und komponiert Popsongs. Mit 16 gibt er Konzerte in Pianobars und spielt eigene Songs gemischt mit Beatles, Elvis Presley und lateinamerikanischen Liedern: Juan-Diego Flórez. Heute tritt der Tenor aus Lima mit seiner weichen, warmen Prachtstimme an den wichtigsten Opernhäusern der Welt auf.

Text: ?? // Fotos: Christian Steinbrenner

„Mit der Oper kam ich spät in Kontakt“, erinnert sich Flórez. Einer seiner Lehrer rät ihm, aufs Konservatorium zu gehen. „Er brachte mir ein paar Arien bei. Ein Stück aus Rigoletto und Ave Maria von Schubert.“ Sofort kippt er hinein in die Opernwelt, studiert für drei Jahre, um dann nach Amerika zu gehen. „Ich habe das Auto meiner Mutter verkauft, um zum Vorsingen hinzureisen.“ Es zahlt sich aus. Drei der besten Universitäten buhlen um ihn.

Noch vor seinem Abschluss in Philadelphia zieht es den 23-Jährigen immer öfter nach Europa. Er bewirbt sich für eine kleine Rolle beim Rossini Festival in Pesaro. „Dann wurde der Hauptdarsteller krank und als sie mich fragten, ob ich einspringe, sagte ich sofort ja.“ Natürlich lockt auch die nahe Mailänder Scala. „Bei meinem ersten Besuch sagte ich zu mir: In zehn Jahren werde ich hier singen.“ Es sollte nur wenige Monate dauern. Zig Debüts folgen.
 

Wiener Staatsoper - Vienna State Opera
 

Mit einem Liederabend im Konzerthaus stellt er sich 1998 erstmals ins Wiener Rampenlicht. Ein Jahr später landet er an der Staatsoper. „Als ich ankam, wirkte sie auf mich wie ein Raumschiff. So groß.“ Es sei fantastisch, dass hier mehr Opern pro Jahr aufgeführt werden als irgendwo sonst, schwärmt Flórez. Das Publikum liebt ihn – nicht nur für das hohe C, das er wie kein Zweiter beherrscht. Er wird Kammersänger und Österreicher. Mittlerweile lebt er fix in der Stadt. „Wien, München und Zürich kamen in Frage, als meine Kinder zur Schule sollten. Wien hat in vielen Dingen gewonnen.“ Vor allem wegen der Kultur. „Du atmest Musik, viele Musiker leben hier, weil sie sich wohlfühlen. Wiener respektieren die Künstler.“ Seine Frau hat er auch in Wien kennengelernt. Sie bat ihn nach einer Vorstellung von La Sonnambula um ein Autogramm ...
 

Juan Diego Florez in Staatsoper Wien
PUBLIKUMSMAGNET. Der Ausnahmetenor ist in Peru geboren, hat die österreichische Staatsbürgerschaft, lebt in Wien
und trifft das hohe C öfter und sauberer als alle anderen. In der Wiener Staatsoper kann man sich regelmäßig davon überzeugen.


Spezialisiert auf das hohe C

Strahlende Höhen, Reinheit und Feinheit des Tons zählen zu seinen Stärken. „Ich war immer sehr vorsichtig mit meiner Stimme. Wenn man nicht für ein Stück bereit ist, kann man sie leicht ruinieren.“ Gerade in Zeiten ohne Auftritte übt er die schwierigsten Arien „to be ready“. Am liebsten vormittags zuhause. „Die Wände sind dick, unter den Nachbarn viele Künstler“, lacht er. Welche Rollen er besonders mag? Einige! Il Barbiere di Siviglia, Werther, Roméo et Juliette...

Aber eine verbindet er mit besonderen Erinnerungen: La fille du régiment. Für die Arie braucht es acht hohe C. Das peruanische Stimmwunder Flórez trifft den herausfordernden Ton sogar 18 Mal, wenn das Publikum nach Zugaben ruft. Und: „An der Scala habe ich damit unwissentlich einen Bann gebrochen.“ Toscanini hatte an dem Haus in den 1930ern Zugaben nämlich untersagt.

Juan Diego Florez in Staatsoper Wien
 

Zurück nach Wien, ins Hier und Jetzt der Corona-Zeit. „Am liebsten bin ich so viel wie möglich mit meinen Kindern zusammen.“ Die Auftrittspause nutzt er, um sein Leben zu reflektieren. Und um seine Stiftung, die arme Kinder in Peru für Musik begeistern will, noch besser aufzustellen. Und sonst? „Tennis und Fußball geht nicht. Also koche ich.“ In den USA hat er richtig oft Freunde zu großen Abendessen eingeladen. In Europa war damit Schluss – bis Corona. „Kochen entspannt mich.“

 

Lilli Hollein und Hans-Peter Hutter

Diesen Beitrag haben wir unserem aktuellen #Wien - dem Wohnmarktmagazin von OTTO Immobilien entnommen:

Auf 70 Seiten finden Sie alle Zahlen, Daten und Fakten über den Wiener Wohnungsmarkt, die für immobilieninteressierte Menschen von Bedeutung sind. Außerdem beleuchten unsere Expert*nnen das Thema „Wohnen & Leben in Wien“ aus allen Richtungen. #Wien ist unser Geschenk an Sie: