Hans-Peter Hutter – Public-Health-Experte – Wiener Typen // Typisch Wien
Wenn Hans-Peter Hutter über Wohnungen spricht, hat er nicht nur die Quadratmeter im Auge. Er untersucht das Innenraumklima und die Lärmsituation. Wohlbefinden und Gesundheitsvorsorge rund ums Wohnen sind sein Spezialgebiet. Seit Jahren forscht der Umweltmediziner an der Meduni Wien zu Auswirkungen von Klimawandel, Luftverunreinigungen, elektromagnetischen Feldern, Green Spaces, Lärm und Gerüchen. „Wobei wir nicht nur die schädigenden betrachten, sondern auch die gesundheitsförderlichen.“
Text: Petra Percher // Fotos: Christian Steinbrenner
Mit der Corona-Krise rückt sein Wissen noch stärker in den Fokus der Medien. Der sympathische Experte mit dem exotischen Markenzeichen – er trägt vor Kameras stets Hawaiihemd – gibt jede Woche Interviews zu dem brisanten Thema. „Eine spannende Zeit!“
Radfahren statt Räucherstäbchen
Als Amtsarzt in Wien hat er die Aufgaben des öffentlichen Gesundheitswesens von der Pike auf gelernt. Er weiß, was Public Health jetzt im Krisenmanagement zu leisten hat. „Da geht es nicht nur um mikrobiologische und virologische Vorgänge, sondern um eine Balance zwischen der Eindämmung der Infektion und Kollateralschäden der Gesellschaft.“ Seine Aufgabe: auf beiden Augen sehend zu sein.
Für Hutter heißt „Lockdown“ Arbeit. Epidemiologische Daten und wissenschaftliche Fachliteratur sichten, bewerten, Maßnahmen ableiten. „Wir haben noch vor dem deutschen Robert-Koch-Institut und der Weltgesundheitsorganisation empfohlen, den Mund-Nasen-Schutz zum Schutz der anderen vor uns zu tragen.“ Da hätte er viel Geld verwettet, dass diese simple Maßnahme gut ankommen würde, weil sie hilft, ohne große Bewegungseinschränkungen und Schließungen durch die Krise zu kommen. Dass daraus eine so schräge Diskussion entsteht, hätte er nie gedacht. Aber wie kann man mit all dem Wissen überhaupt unbeschwert wohnen und genießen? „Das ist einfach: Ich nütze es für mich.“ Wer Gesundheitsrisiken kennt, weiß auch über Möglichkeiten, diese wirksam zu reduzieren. „Ich verwende emissionsarme Materialien und stelle mir nur entsprechende Möbel in die Wohnung. Auch jeden Tag Räucherstäbchen angrillen oder Duftlampen anheizen vermeide ich.“