Mit dem Gänsehäufel tat sich plötzlich ein relativ nah erreichbares Freizeitparadies auf. Der Krankenpfleger Florian Berndl gilt als einer der Begründer der Badekultur. Er war Mitglied des 1885 gegründeten Ersten Wiener Amateurschwimmclubs. Es bildeten sich zu diesem Zeitpunkt einige Vereine heraus, die Freikörperkultur und Schwimmen in der Alten Donau für sich entdeckten.
Argwöhnisch beobachtet wurde das Treiben von den prüden, konservativen Wiener Gesellschaftskreisen. Diese sahen in den Naturisten nur Exoten, die ihren sexuellen Ausschweifungen frönen wollten. Berndl pachtete das Gänsehäufel für 15 Gulden jährlich und zog mit seiner Frau, seinen Kindern und seinen Anhängern dort hin.
Alsbald folgten mehr und mehr Wiener dem Ruf des Gänsehäufels. Es war die Sehnsucht den Zwängen der Großstadt für ein paar Stunden zu entfliehen, welche die Menschen zur Alten Donau trieb.
1905 wurde der Pachvertrag von Seiten der Stadt gekündigt – offiziell wegen fehlender Kantinen-Konzession. Tatsächlich hatten sich die konservativen Kräfte in der Stadtregierung gegen Florian Berndl durchgesetzt.
Strandbad der Commune Wien am Gänsehäufel
Die Stadt Wien übernahm das Bad selbst. Am 5. August 1907 eröffnete es unter dem Namen Strandbad der Commune Wien am Gänsehäufel.
Es war – sittenstreng – unterteilt in einen Frauen-, einen Herren- und einen Familienbereich. Letzterer durfte nur von Paaren (mit Kindern) betreten werden.
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Es wurden Umkleidemöglichkeiten geschaffen.
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Das Bad wurde elektrifiziert.
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Es wurde eine Sanitätsstation eingerichtet, da Badeunfälle häufig waren. Viele Menschen konnten nicht schwimmen.
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Außerdem wurde die Straßenbahn (Linie 24) verlängert und eine Fähre installiert, welche die Badehungrigen auf die Insel überführte.
1927 wurde die Fähre durch eine Brücke ersetzt.
1945 – 1950: Zerstörung und Wiederaufbau
In den letzten Kriegswochen wurde das Bad komplett zerstört. Fälschlicherweise wurde es von den Alliierten für eine Kaserne gehalten. Nach den Plänen von Max Fellerer und Eugen Wörle wurde es ab 1948 wiederaufgebaut und 1950 eröffnet. In diesem Zusammenhang wurde Europas erstes Wellenbecken errichtet.
Bis zu 30.000 Menschen fasst das Bad. Tatsächlich ist es so groß, dass man sich nur kaum gegenseitig auf die Füße tritt.
Neben dem bereits erwähnten Wellenbecken bietet es noch zwei geheizte Becken. Außerdem einen Wasserpark, einen FKK-Bereich, einen Fußballplatz, Tennisplätze, Beachvolleyball-Plätze und seit 2007 einen Hochseilklettergarten.
Bis heute finden traditionell am Nachmittag Kasperlvorführungen im Puppenspiel-Freilufttheater statt.