#Freiflächen – Der Drang nach draußen

Richard Buxbaum über Sehnsucht und Trend nach Freifächen bei Wohnungssuche - Balkon, Terrasse, Garten


Die Sehnsucht nach Balkonen, Terrassen und Grünflächen steigt. Beim Wohnen ist die Zukunft smart und flexibel.

Text: Martha Berger

Das Jahr 2020 dürfte in die Geschichte wohl als jenes eingehen, an das sich alle ohne Nachdenken erinnern werden können. Das Corona-Jahr hat in vielen Lebensbereichen und Branchen keinen Stein auf dem anderen gelassen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet die Immobilienbranche. Hier hat die Nachfrage in einigen Bereichen sogar zugenommen. Denn das Bewusstsein, wie wichtig das Zuhause ist, nimmt durch Lockdowns zu. Genauso wie die Sehnsucht nach Freiflächen und einem Arbeitsplatz daheim.

„Der Wunsch nach einer Verbesserung der Wohnsituation lässt sich auch auf Immobilienplattformen ablesen“, berichtet Richard Buxbaum, Prokurist und Leiter des Bereichs Wohnen bei OTTO Immobilien. „Hier sind gerade jene Suchanfragen nach Wohnungen mit Außenbereichen und Grünflächen deutlich in die Höhe gegangen. Dieser Wunsch nach Freiflächen spiegelt den großen Drang nach Freiheit in dieser Zeit der regelmäßigen Lockdowns und Eingeschlossenheit wider.“ Wobei nicht jeder Klopfbalkon auch als Freifläche wahrgenommen wird: „Um attraktiv zu sein, sollten Balkone mindestens sechs Quadratmeter und eine Tiefe von zwei Metern haben“, ergänzt der erfahrene Wohnexperte.

anzahl eigentumswohnungen in wien mit freiflaeche

Dieser Entwicklung trägt OTTO Immobilien mit einer exklusiven Erhebung der derzeitigen Freiflächen-Situation in Wien Rechnung. Sie zeigt auf, wo es derzeit die meisten großen und kleinen Plätze an der frischen Luft gibt. Spitzenreiter in ganz Wien ist der 22. Bezirk, wo knapp 60 Prozent der Eigentumswohnungen eine Freifläche besitzen. Besonders großzügige noch dazu – 19 Prozent der Wohnungen haben eine Terrasse mit mehr als 20 Quadratmetern. Bei den Innenstadtbezirken führt bei der Quote an Eigentumswohnungen mit Außenflächen der Dritte mit 19 Prozent vor dem Zweiten mit 16 Prozent. Die meisten Wohnungen ohne Balkon befinden sich im Vierten. Generell gelten Freiflächen Richtung Stadtzentrum eher als Luxus, weiter draußen eher als Standard.

Natur im Umland

Als weiteres großes Thema der kommenden Monate und Jahre sieht Buxbaum die veränderte Arbeitssituation. „Durch die Verlagerung vieler Arbeitsplätze ins Homeoffice hat ein Umdenkprozess stattgefunden.“ Einerseits werden immer mehr Mitarbeiter von Daheim arbeiten können, weil viele Unternehmen bemerken, dass sich auf diesem Weg auch Büromieten einsparen lassen. Auf der anderen Seite stellt man auch fest, dass das Homeoffice nicht nur Vorteile hat. Was laut Buxbaum zu zwei Entwicklungen führen wird: Einerseits der Aufwertung des Wiener Umlandes, weil dort der begehrte Grünraum und der Platz für ein eigenes Arbeitszimmer leistbarer und eine oder zwei Fahrten ins Wiener Büro pro Woche weniger mühsam sind als tägliches Pendeln. Genauso erwartet der Experte aber auch einen Zuzug nach Wien mit dem Ziel, Wohnen und Arbeiten zu kombinieren. Auch die Bedürfnisse der Best Ager ab 50 könnten in der Post-Corona-Zeit endlich die Aufmerksamkeit bekommen, die sie laut Buxbaum schon längst verdient hätten. „Diese Gruppe ist am Markt noch zu wenig präsent. Da lässt sich mit kreativen Angeboten in der Zukunft eine Chance aufgreifen. Spätestens seit den Lockdowns haben alle begriffen, dass der Mensch ein soziales Wesen ist. Was Buxbaum zum Generationenwohnen führt – ein Trend, der seiner Meinung nach stärker verfolgt werden sollte.

 
Gerald Beck, UBM
GERALD BECK. Als Geschäftsführer der UBM Development entwickelt er die Wohnträume von morgen.
ATTRAKTIVER LEBENSRAUM. UBM entwickelt Immobilien für die Zukunft. Das grüne „Siebenbrunnen 21“ im Fünften mit Terrassen und Loggias. Und das smarte „Leopold-Quartier“ direkt am Donaukanal im Zweiten (u.li.).


Grün und smart wohnen

Lebensräume zu schaffen, die für alle eine Bereicherung darstellen – darin sieht der Österreich-Geschäftsführer von UBM Development, Gerald Beck, die Aufgabe in den nächsten Jahren. Die Auswirkungen von Corona bekam er gleich in mehrfacher Hinsicht zu spüren. Denn in das Jahr 2020 ist UBM noch als größter Hotelentwickler Europas gestartet – ein Geschäftsfeld, das heuer zu den am schwersten von Corona betroffenen Bereichen gehört. Jetzt setzt der Developer noch stärker auf die Themen Green Building und Smart Office.

So wurde aus dem „LeopoldQuartier“, in dem das größte Hotel Wiens errichtet werden sollte, kurzerhand ein Vorzeigeprojekt für die Strategie „green. smart. and more“. Hier am Donaukanal im Zweiten entstehen auf einem 23.000 Quadratmeter großen Areal anstatt 700 Hotelzimmern zusätzliche Wohnungen und City Apartments mit Nahversorgung und Grünraum. „Die Nachfrage ist da, vor allem die Einheiten mit Balkon werden immer begehrter. Seit April lassen sich solche Wohnungen um 30 Prozent schneller verkaufen“, weiß Gerald Beck.

Neben dem starken Interesse an Außenflächen spürt auch er das Thema Homeoffice. Allerdings gehe es dabei nicht zwingend um ein zusätzliches Zimmer, das oft die finanziellen Möglichkeiten übersteige, „sondern vielmehr um die bessere Nutzung des Raumes, etwa durch eine geschickte Nische am Gang, die sich als Arbeitsplatz nutzen lässt“. Oder wie im „LeopoldQuartier“, wo ein Teil der ursprünglich geplanten Hotelzimmer als Shared Spaces für Büronutzung neu aufgesetzt werden. Und damit es sich wirklich smart lebt, kommen noch neue Gemeinschaftsbereiche dazu. Stichwort Shared Activities. „Die Interior-Designer planen Fitnesscenter und Veranstaltungsräume, gemeinsame Dachgärten und Küchen“, so Beck. Denn soziale Vernetzung mache Lebensraum erst richtig attraktiv.
 

So entwickeln sich die Preise

OTTO-Experte Richard Buxbaum blickt positiv auf das kommende Jahr. Einen Schub prognostiziert er für das Thema Anlagewohnungen in Österreich. Und auch für das internationale Geschäft. „Mit einer Steigerungsrate von über 30 Prozent aus dem Ausland in 2020 – insbesondere im Luxussegment – wird auch die Anzahl der Transaktionen 2021 ein deutlich höheres Niveau erreichen.“ Die Nachfrage sei noch stärker gestiegen als die Abschlüsse. Denn „zum einen macht sich natürlich das Ausbleiben der internationalen Käufer bemerkbar, die nicht herkommen können“, so der Experte. „Andere warten – wie bei jeder Krise – noch auf Schnäppchen, wenn die staatlichen Hilfen auslaufen, die jetzt viele noch retten.“ Mit Preisreduktionen rechnet er allerdings nicht. Bisher seien die Preise im leistbaren und mittleren Segment trotz geringerer Transaktionszahlen stabil geblieben, im Premiumsegment sogar leicht gestiegen.

 

#Wien das Wohnmarktmagazin von OTTO Immobilien

Diesen Beitrag haben wir unserem aktuellen #Wien - dem Wohnmarktmagazin von OTTO Immobilien entnommen:

Auf 70 Seiten finden Sie alle Zahlen, Daten und Fakten über den Wiener Wohnungsmarkt, die für immobilieninteressierte Menschen von Bedeutung sind. Außerdem beleuchten unsere Expert*nnen das Thema „Wohnen & Leben in Wien“ aus allen Richtungen. #Wien ist unser Geschenk an Sie: