Das neue Arbeiten – So verändert das Homeoffice das Wohnen der Zukunft

Julia Röder, Leiterin Human Resources, OTTO Immobilien

Das neue Arbeiten. Zuhause und Büro verschmelzen immer stärker. So verändert das Homeoffice das Wohnen der Zukunft.

Text: Elke Jauk-Offner // Fotos: Shutterstock, Vitra

Hoffice nennt Zukunfts- und Trendforscherin Oona Horx-Strathern die enge Verknüpfung von Wohnen und Arbeiten, wie sie in den vergangenen Monaten zur neuen Realität geworden ist. Sie selbst teilt den Wohn- und Arbeitsraum mit einem Drei-Generationen-Haushalt. Das Setting gibt ihr das Gefühl, „Teil eines darwinistischen Experiments zu sein. Diejenigen, deren Videokonferenzen und Schreibprozesse Priorität haben, bekommen den ruhigsten Arbeitsraum. Die anderen müssen sich für diesen Augenblick mit einem Platz am unteren Ende der Nahrungskette begnügen. Das kann auch einmal neben der Waschmaschine sein.“

Multifunktionales Zuhause

„Diese Entwicklung ist gekommen, um zu bleiben“, analysiert Horx-Strathern im Home Report 2021, „dafür braucht es aber nicht nur Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in der Gestaltung der Räume, sondern auch im Denken“. Im Spannungsfeld von Zusammenrücken und Rückzug, von traditionellen Standards und innovativen Zugängen werden Defizite im Raumgefüge, aber auch neue Möglichkeiten des Bespielens von Wohnflächen sichtbar.

Zukunfts- und Trendforscherin Oona Horx-Strathern
 

„Wir werden eine neue Beziehung zu unserem Zuhause aufbauen. Es geht darum, eine neue körperliche und geistige Intimität zu entdecken“, sagt Horx-Strathern (Bild links). Romancing the Balcony zelebriert das Glück vom privaten urbanen Außenraum, Home Suite Home schafft dank Multifunktionalität ein hotelähnliches Gefühl in den eigenen vier Wänden, um arbeiten und entspannen zu können. Beide Entwicklungen sind Ausdruck der Megatrends Individualisierung und Sicherheit.

Die Herausforderungen der Gegenwart formen Anforderungen an künftige Lebens- und Arbeitsräume. Schon jetzt werden Wohnflächen mit Zusatzzimmern und Freiflächen intensiver nachgefragt, das Interesse für Grünlagen in Wiener Außenbezirken steigt. Gleichzeitig gewinnen Projekte an Bedeutung, die Bewohnerinnen und Bewohnern die Möglichkeit bieten, das Haus erst gar nicht verlassen zu müssen. Bei OTTO Immobilien nennt man als Beispiel dafür „TrIIIple“, das Waterfront-Projekt am Donaukanal. Es vereint in seinen drei Türmen Wohnen, Gastronomie, Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten.



Triiiple Wien, Otto Immobilien

Eine immer größere Rolle spielt das Thema Einrichtung – vor allem in der Küche. Laut Horx-Strathern werden heutige Status-Küchen von Anti Trophy Kitchen abgelöst. Die ursprüngliche Funktion der Küche zur Zubereitung von Nahrung und als Aufenthalts- und Kommunikationsort rückt darin wieder in den Fokus. Als weniger geeignet stellen sich offene Küchen heraus. Einst cooler Hub für soziale Interaktion, werden sie im Homeoffice von der Schnellsten oder dem Stärksten „besetzt“. Ruhige Ecken und abgegrenzte Bereiche schlagen loftige Atmosphäre in Zeiten von New Work. Und ein Tool braucht es in den hybriden Wohnungen der Zukunft sowieso überall: eine gute und schnelle Internetverbindung.

Die neue Anpassungsbereitschaft zuhause mit der Umgestaltung von Flächen geht damit einher, auch die Stadt neu zu erleben. Das Grätzel und die Geschäfte in der unmittelbaren Umgebung werden neu entdeckt. Die Nachbarschaft erlebt eine Renaissance. Die Corona-Krise verstärkt stadtplanerische Entwicklungen in Richtung Hyperlokalität.

Pippi Langstrumpf lässt grüßen

Für bestmöglichen Output im Homeoffice braucht es Kompetenzen. OTTO-Immobilien-Personalchefin, Julia Röder (Bild oben), setzt auf „Digital Upskilling“. Führungskräfte erhalten Trainings in der Führung virtueller Teams. „Alle zwei Wochen gibt es einen virtuellen Termin mit der Geschäftsführung, jede Woche einen Termin mit allen Führungskräften“, berichtet Röder. Darüber stehen freiwillige Angebote zur Verfügung. „Zum Beispiel Kurse zum Thema der Selbstorganisation im Homeoffice.“ Und auch die Möglichkeit, vertraulich mit unserer Arbeitspsychologin oder Coaches zu sprechen. Noch nie dagewesene Situationen können herausfordernd sein. „Das ist ganz normal und kein Zeichen von Schwäche. Dieses Stigma gilt es aufzulösen.“

Implementiert wurde zudem ein „virtuelles Ankommen“: Für den Start in den Arbeitstag ist eine Stunde lang ein Kommunikationskanal für Austausch geöffnet. Die Hälfte des gesamten OTTO-Teams hat Röder seit Beginn der Pandemie nicht mehr getroffen, denn das Team ist in zwei Gruppen geteilt.

Büroarbeit findet unter strengen Abstandsregeln und Hygienemaßnahmen statt. Kundentermine erleben einen Kulturwandel: Vorgespräche zu Objekten werden immer öfter virtuell abgehalten, digitale Unterlagen und 360-Grad-Rundgänge unterstützen dabei. Was bleibt, was nicht? „Digitale Arbeitsabläufe und Videokonferenzen werden weiterhin intensiv genutzt werden, das Homeoffice wird als Möglichkeit bleiben, aber im Vergleich zur Arbeit im Büro nicht dominieren.“

Informelle Gespräche in Kaffeeküchen fehlen Röder genauso wie die Möglichkeiten, „ein Gefühl für die Stimmung im Haus zu bekommen“. Im ersten Lockdown erhielten sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übrigens eine Karte, die Pippi Langstrumpf zitierte: „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“

Unter den neuen Vorkehrungen den eigenen Energiehaushalt ausgeglichen zu halten, hält Röder für absolut wesentlich. Auch Horx-Strathern gibt zu bedenken: „Das Hoffice wird nur funktionieren, wenn wir Beruf und Familie gut vereinbaren.“ Es wird sich zu einem neuen Lebensstil entwickeln. „Unsere Art und Weise zu arbeiten wird nie mehr die gleiche sein.“

Julia Röder und Oona Horx-Strathern in #Wien das Wohnmarktmagazin von OTTO Immobilien

Diesen Beitrag haben wir unserem aktuellen #Wien - dem Wohnmarktmagazin von OTTO Immobilien entnommen:

Auf 70 Seiten finden Sie alle Zahlen, Daten und Fakten über den Wiener Wohnungsmarkt, die für immobilieninteressierte Menschen von Bedeutung sind. Außerdem beleuchten unsere Expert*nnen das Thema „Wohnen & Leben in Wien“ aus allen Richtungen. #Wien ist unser Geschenk an Sie: