Knight-Frank-Partner Alex Koch de Gooreynd erklärt, welche Investoren sich für Wien interessieren, welche Immobilien im Fokus stehen und was den Reiz der Stadt ausmacht.
Interview: Martha Berger
Wie hat sich Wien aus Sicht internationaler Investoren während der Corona-Krise geschlagen?
Viele internationale Käufer schätzen die Art und Weise, wie effizient die österreichische Regierung während der Krise gehandelt hat. Das schafft zusätzliches Vertrauen in den Standort Wien – auch für den Fall, dass sich solche Situationen in der Zukunft wiederholen. Ein Vertrauen, das sich auch darin gezeigt hat, dass die Anfragen nach Immobilien in Wien trotz der Reisebeschränkungen seit März um 25 Prozent gestiegen sind.
Welche Kriterien machen Wien bei ausländischen Immobilienkäufern noch beliebt?
An allererster Stelle wird Wien als Safe Haven, also als Zufluchtsort, wahrgenommen. Einerseits aufgrund der ökonomischen Stabilität, aber auch, was die persönliche Sicherheit angeht. Für viele Ultra-Reiche ist es wirklich etwas Besonderes, dass man ohne Bodyguards in der Stadt spazieren kann. Und Celebrities schätzen die Wiener Höflichkeit, die es ihnen ermöglicht, in einem Café zu sitzen, ohne angesprochen zu werden.
Was macht den Reiz der Stadt aus?
Einerseits die sehr guten Ausbildungsmöglichkeiten, sowohl was die Schulen als auch die Universitäten angeht. Die hervorragende Gesundheitsversorgung. Außerdem die kurzen Wege ins Grüne, besonders vom 18. und 19. Bezirk. Sowie die vielen Grünflächen in innerstädtischen Bezirken. Und dann natürlich die Schönheit der Stadt: die Kultur, die Historie und die opulente Architektur. Aber Wien wird genauso als sehr stylische Stadt empfunden, als die Stadt der feinen Dinge. Da ist es in manchen Kreisen höchst attraktiv, sagen zu können, dass man einen Zweitwohnsitz in Wien hat.
Welche internationalen Metropolen spielen in der Wahrnehmung des internationalen Klientels in einer ähnlichen Liga wie Wien?
Viele Kunden, gerade auch aus dem US-amerikanischen Markt, die sich für Wien interessieren, ziehen auch Paris in Betracht, wo es ebenfalls viel Kultur und eine ähnliche Bausubstanz gibt. Auch die Immobilienpreise sind inzwischen durchaus vergleichbar und liegen in Paris bei rund 20.000 Euro pro Wohnquadratmeter im Prime-Segment, was ja den Preisen im ersten Bezirk in Wien ähnelt. Die Haltung der Menschen in Paris gegenüber Celebrities und Superreichen ist zudem ähnlich wie in Wien: In beiden Städten schätzt man eher die Zurückhaltung und weniger das Protzen mit Statussymbolen. Für Wien spricht bei dieser Abwägung allerdings häufig, dass die Lebenshaltungskosten deutlich geringer sind. Außerdem wird Wien als sicherer empfunden als Paris.