#50plus – Mit 55 Jahren, da fängt das Wohnen an

Michaela Orisich, OTTO Immobilien

#50plus – Mit 55 Jahren, da fängt das Wohnen an

Einen gut verwurzelten Baum verpflanzt man nicht, lautet ein vielzitiertes Sprichwort. Aber stimmt das wirklich? Oder hat die Generation 50plus einen viel entspannteren Zugang zum Thema Wohnen als gemeinhin vermutet?

Text: Nicole Spilker // Fotos: Squarebytes, beigestellt, Zeiger Marketing

Ein Haus? Kann gar nicht groß genug sein für eine Familie. Solange die Kinder noch dort wohnen. Aber spätestens, wenn der Nachwuchs flügge wird, bleiben auf einmal viele leere Zimmer übrig. Noch ein Gästezimmer, das nur zu Weihnachten bewohnt wird? Ein zweites Arbeitszimmer – wo die Pension in greifbarer Nähe rückt? Oder vielleicht doch ein Hobbyraum? Eigentlich müsste das ganze in die Jahre gekommene Familiendomizil langsam saniert werden. Und mit dem Auszug der Kinder poppt die Frage auf: Wollen wir das überhaupt noch?

Zeit zur Neuorientierung. „Viele Menschen der Generation 50plus möchten ihr Leben vereinfachen, keinen Rasen mähen und keinen Schnee mehr schaufeln“, erklärt Michaela Orisich, Teamleiterin Wohnen Prime bei OTTO Immobilien. Sie kennt die Wünsche der Generation Babyboomer: „Die Kunden möchten sich ein wenig verkleinern und suchen nach gut geschnittenen Wohnungen.“ Downsizing bedeutet aber mitnichten, dass auf Komfort verzichtet wird. Viel Stauraum steht da oft auf der Wunschliste, schließlich müssen Skiausrüstung, Wanderschuhe und Golfbag ja irgendwo rasten. Außenflächen sind erwünscht, wobei der Trend eindeutig zu pflegeleichten Terrassen, Balkonen und kleinen Gärten geht.
 

Martin Nemeth, Prisma Zentrum
linkes Bild: MARTIN NEMETH. Der PRISMA-Geschäftsführer gestaltet Stadtquartiere in Wien
und weiß, wie sich Wohnbedürfnisse ändern.

rechtes Bild: URBAN UND LUXURIÖS. Appartement mit Parkblick und Concierge-Service in der Lobby:
Vom „The Ambassy“ aus die Kultur der Wiener Innenstadt genießen.

Wie sich Gesellschaften und ihre Bedürfnisse wandeln, beobachtet auch Martin Nemeth sehr genau. Er ist Wiener Geschäftsführer der PRISMA Zentrum für Standort- und Stadtentwicklung GmbH. Schon von Berufs wegen interessiert ihn, wie Menschen leben und leben wollen. Verkleinern ist ein Thema. „Eine praktisch angebundene kleine Wohnung ist für manche Menschen über 50 sicher attraktiver als ein abgelegenes großes Haus.“ Die Generation ist heute mobil, aktiv und sportlich, und das hat auch Einfluss auf die Art und Weise wie sie wohnen möchte, weiß der Fachmann. Und wo.

So wohnt Generation 50plus

„In Wien ist nach wie vor der zentrale erste Bezirk sehr gefragt. Viele unserer Kunden haben ein Wochenendhaus oder reisen viel, da ist ihnen dann ein möglichst großes Freizeit- und Kulturangebot direkt vor der Haustür sehr wichtig“, erzählt Michaela Orisich. Auch Grünlagen am Stadtrand schätzt diese Zielgruppe, denn, so erklärt Martin Nemeth: „Es gibt zwei Dinge, die für ältere Menschen wichtiger sind als für die Jüngeren: Gesundheit und Erholung.“

Auch bei der Ausstattung werden keine Abstriche mehr gemacht: „Garagenplatz, Lift und ein hochwertiges Badezimmer sind ein Muss, viele Kunden interessieren sich auch für Gemeinschaftseinrichtungen wie Spa, Fitnessbereich im Haus und Concierge-Service“, so Immobilienexpertin Orisich. Neben Wohnkomfort punktet bei Immobilien das Thema Sicherheit, etwa dank eines Safes oder durch eine Alarmanlage. Und natürlich spiele Nachhaltigkeit eine Rolle, erklärt die OTTO-Teamleiterin: „Hier wird sehr genau geschaut, wie es um die Energieeffizienz eines Gebäudes steht.“ Erfahrung spielt eine wichtige Rolle. „Menschen über 50 wissen, wie sie gerne wohnen möchten, und was sie an Technik, Sicherheit, Komfort und Mobilität brauchen. Toleranz zu geringerer Qualität ist einfach weniger vorhanden“, so Martin Nemeth. Die Barrierefreiheit spielt eine große Rolle. Sind die Türen zu den Wohnungen breit genug? Gibt es lästige Schwellen? Einen Aufzug? Wer sich mit 50plus für ein neues Zuhause entscheidet, der möchte sicher gehen, dass sich diese vier Wände auch dazu eignen, in ihnen alt zu werden.
 

The Shore, Wien
ERHOLUNG AM STADTRAND. Stadtnahe Grünlage mit tollem Ausblick bietet ein neues Zuhause
im „Bellevue 74“ (Titelbild oben) in Wiens begehrtester Villengegend.
Oder im „The Shore“ mit Concierge, Wellnessbereich, Bootssteg und Privatstrand direkt am Donauufer.
Beide in Döbling.

Bleibt noch die Frage: Mieten oder Kaufen? „Bei den meisten Interessenten sind die Kinder bereits finanziell versorgt, und mit dem Erlös des Hausverkaufs wird gerne wieder Eigentum erworben“, weiß Fachfrau Orisich. PRISMA-Geschäftsführer Nemeth teilt diese Einschätzung: Auch „weil ältere Menschen eher bereit sind, sich langfristig an einen Standort zu binden“.

Ab heuer leben in Österreich mehr Menschen über 65 Jahre als Kinder und Jugendliche unter 20, prognostiziert die Statistik Austria. Höchste Zeit, sich mehr mit den Wünschen und Lebensmodellen der Generation 50plus zu beschäftigen. Standort- und Stadtentwickler Nemeth skizziert: „Es geht um zeitgemäße Grundrisslösungen, Belichtung, Usability. Besonders wichtig ist es jedoch, positive Emotionen zu erzeugen.“ So fördern Treffpunkte und Freiräume die gerade für ältere Menschen so wichtige Sociability. Wenn Lage, Umfeld und Infrastruktur passen und die Durchmischung auch bezüglich der Altersstruktur gut balanciert ist, sind das beste Voraussetzungen dafür, dass sich nicht nur Ältere am Standort wohlfühlen.

Übrigens: Von dem Wunsch der Generation 50plus nach einem neuen Leben in einem neuen Zuhause profitieren auch junge Familien. Schließlich warten die gebrauchten Immobilien nur darauf, übernommen zu werden.

Michaela Orisich, OTTO Immobilien

Diesen Beitrag haben wir unserem aktuellen #Wien - dem Wohnmarktmagazin von OTTO Immobilien entnommen:

Auf 70 Seiten finden Sie alle Zahlen, Daten und Fakten über den Wiener Wohnungsmarkt, die für immobilieninteressierte Menschen von Bedeutung sind. Außerdem beleuchten unsere Expert*nnen das Thema „Wohnen & Leben in Wien“ aus allen Richtungen. #Wien ist unser Geschenk an Sie: