Margareten und seine Grätzel – Wohnen in 1050 Wien

Margareten (1050 Wien) ist nicht der auffälligste oder glamouröseste Bezirk Wiens, aber er ist ein Stadtteil der Trendiges mit Historischem verbindet wie kaum ein zweiter. Von Parkanlagen zum Chillen und Spielen bis hin zu pulsierenden kreativen Grätzeln besticht der 5. Wiener Gemeindebezirk durch seine Vielfältigkeit. Doch wie wurde aus dem innerstädtischen Arbeiterbezirk ein urbanes Fleckchen der Gemütlichkeit?

Text: Markus Aguilera-Felkel.    Titelbild: Margaretenhof


 

Im Ranking der kleinsten Wiener Gemeindebezirke belegt der 5. Bezirk (1050 Wien) die 5. Position – hinter der Josefstadt, Mariahilf, Neubau und der Wieden. Dass Margareten der 5. Bezirk ist, hat jedoch nichts mit der Größe zu tun, sondern ist schlichtweg der Tatsache geschuldet, dass er ehemals Teil des 4. Bezirks gewesen ist.

Die Bürger Wiedens empfanden sich jedoch als zu groß und die sozialen Unterschiede als zu divergierend. Aus diesem Grund wurde 1861 der westliche Teil abgetrennt und zu einem eigenständigen Bezirk namens Margareten geformt. (Die Nummern der bisherigen Bezirke 5 bis 8 wurden zu Bezirken den 6 bis 9.)

 

Prägend für Margareten war das 19. Jahrhundert. Aus 7 Handwerkerdörfern wurde im Zuge der Industrialisierung ein innerstädtischer Großstadtbezirk. Der sogenannte Linienwall, eine Befestigungsanlage, welche die Wiener Vorstädte umgab, wurde ab 1894 geschliffen. An seiner Stelle wurde einerseits die Gürtelstraße ausgebaut und andererseits der kommunale Wohnbau forciert.

 

 

Aus sieben Grätzel wird ein Bezirk

 

Zentrum des 5. Bezirks stellte und stellt bis heute die ehemalige Vorstadt Margareten dar:

 

MARGARETEN – repräsentatives Gründerzeit-Flair in 1050 Wien

 

(Foto: Schlossquadrat Margareten, Innenhof)

Auf der Fläche neben dem Margaratenplatz – heute bekannt unter dem Namen Schlossquadrat – wird 1373 erstmalig ein Gutshof erwähnt. Dieser wird ein paar Jahre später um eine Kapelle erweitert, die der heiligen Margareta von Antiochia geweiht ist.

Im 16. Jahrhundert werden Gutshof und Kapelle teilweise neu erbaut und um einen Schlossgarten erweitert. Während der Wiener Türkenbelagerungen wurde die Anlage zerstört und wieder aufgebaut.

 

 

(Foto: Eingang des ehemaligen Schlosses Margareten)

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Margaretenplatz vor dem Schloss angelegt. 1727 verkaufte Graf von Sonnau die komplette Vorstadt Margareten an die Stadt Wien. Die Fläche des Schlossgartens wurde mehr und mehr verbaut.

 

Foto: Margaretenhof Auslage

Der Margaretenhof:

Ab 1884 wurde der Margaretenhof errichtet – das Wahrzeichen des 5. Bezirks.

Die im Stile des Späthistorismus erbaute Wohnanlage verbindet den Gedanken des Cottage-Viertels mit großstädtischem Zinshausbau.

(Mehr zum Thema Cottage in Wien erzählt unser Blogbeitrag Das Cottage – Luxuseigentum anno dazumal.)

Durchgeführt wurde der Bau von dem Wiener Atelier Fellner & Helmer. Ferdinand Fellner der Jüngere und Hermann Helmer gingen vor allem als berühmte Theaterarchitekten in die Baugeschichte ein. Sie zeichneten für viele – meist repräsentative – Bauten verantwortlich:

  • das Wiener Volkstheater,
  • das Ronacher,
  • der Konzerthaus-Akademietheater-Komplex,
  • die Universitätssternwarte im Wiener Sternwartepark,
  • das Stadttheater Klagenfurt,
  • das Stadttheater in Baden bei Wien,
  • das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg,
  • die Prager Staatsoper, die Komische Oper in Berlin,
  • das Hotel Panhans am Semmering
  • und viele mehr.

Zeitweilig arbeiteten bis zu 200 Architekten im Atelier Fellner & Helmer.

 

Weitere bauliche Juwele Margaretens sind das Vorwärts-Gebäude und das Filmcasino:

 

 

Foto: Das Vorwärts-Gebäude in Wien-Margareten.


Das Vorwärts-Gebäude:

Unweit der U4-Station Pilgramgasse an der Rechten Wienzeile liegt das Vorwärts-Gebäude. Dieses war einst die Parteizentrale der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Außerdem beherbergte es die Redaktion und Druckerei der Arbeiter-Zeitung.

Heute sind im Vorwärts-Gebäude der Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung, das Johanna-Dohnal-Archiv und die Bruno-Kreisky-Stiftung untergebracht.

Auf dem Gelände der ehemaligen Druckerei steht heute ein Hotel.

 

 

(Foto: Das Filmcasino Wien in der Margareten Straße 87)


Das Filmcasino:

1911 unter dem Namen Margaretner Bürgerkino eröffnet, befindet sich dort heute eines der schönsten Wiener Kinos. In den 1950er Jahren erlangte das Lichtspieltheater in der Margaretenstraße 78 sein heutiges Fifties-Outfit.

Ein Besuch lohnt sich schon aufgrund der einmaligen Architektur.

 

 

REINPRECHTSDORF – sieben Brunnen für die Hofburg

 

 

(Foto: Siebenbrunnen am Siebenbrunnenplatz – Wahrzeichen von Reinprechtsdorf)


Westlich an Margareten grenzt das 1270 erstmals erwähnte Viertel Reinprechtsdorf. Architektonischer Mittelpunkt ist der Siebenbrunnen am Siebenbrunnenplatz. Dieser kann durchaus als weiteres Wahrzeichen Margaretens bezeichnet werden.

1562 gab der spätere Kaiser Ferdinand I. den Bau einer Wasserleitung für die Wiener Hofburg in Auftrag. Die sogenannte Siebenbrunner Hofwasserleitung schöpfte aus sieben Brunnen am Siebennbrunnenfeld in Reinprechtsdorf.

Zur Erinnerung an die erste Wiener Wasserleitung wurde 1904 der Siebenbrunnen aufgestellt. Jedes der sieben wasser-speienden Rohre ist mit einem Namen und Wappen von einem der sieben Margaretner Bezirksteile versehen.

 

 

HUNDSTURM – als 1050 Wien auf den Hund gekommen ist…

 

 

Foto: Schloss Hundsturm (1885 abgerissen)

Namensgebend für das Dorf Hundsturm war eine Hundsmühle (“Hunczmühle”), die von einem Bach angetrieben wurde, der vom Siebenbrunnenfeld herabfloß.

Warum hieß die Mühle Hundsmühle, wenn es sich doch um eine Wassermühle handelte? Gleich nebenan stand ein landesfürstliches Rüdenhaus, das wiederum namensstiftend für die Mühle war.

1632 wird die Ortschaft Hundsturm erstmalig erwähnt.

1672 muss das Rüdenhaus einer herrschaftlichen Anlage weichen – dem Schloss Hundsturm -, das von Karl VI. als Jagdschloss genützt wird. 1564 wird dem Schloss ein Brauhaus angeschlossen.

1885 werden die Gebäude demoliert.

 

 

Foto: Linienkapelle im Bruno-Kreisky-Park

Die Vorstadt Hundsturm lag direkt am Linienwall, der nicht nur eine Verteidigungslinie darstellte, sondern an dem auch Steuern eingehoben wurden. An den Durchfahrtstoren führten Zugbrücken über den sogenannten Liniengraben. Daneben stand ein Linienamtsgebäude und eine Linienkapelle.

Die einzige original-erhaltene Kapelle des Linienwalls befindet sich heute im Bruno-Kreisky-Park (Eingang Schönbrunner Straße).

 

 

LAURENZERGRUND – HUNGELBRUNN – NIKOLSDORF

 
altes Foto: Florianikirche (auch genannt Rauchfangkehrerkirche)


Die drei Dörfchen lagen an der Grenze zur Wieden. Wahrzeichen vom Laurenzergrund war die Florianikirche – im Volksmund Rauchfangkehrerkirche genannt.

Ab 30. August 1965 wurde die Kirche – trotz großer Proteste aus der Bevölkerung – abgerissen. Angeblich, weil die Kirche für den Verkehr auf der Wiedner Hauptstraße ein Hindernis darstellte.

Neben der alten Kirche wurde anschließend eine neue Kirche errichtet.

 

Hungelbrunn war die kleinste Vorstadt Wiens. 1850 zählte sie gerade mal elf Häuser, die von Weingärten umgeben waren.

 

 

altes Foto: Kaiser Franz Josef Jubiläumssynagoge

Die ehemalige Gassensiedlung Nikolsdorf war als Textilviertel bekannt. Die Maulbeerbäume boten die ideale Nahrung für Seidenspinner.

In Nikolsdorf befindet sich Margaretens einziges Spital, das Hartmannspital.

Außerdem existierte hier bis 1938 die Kaiser Franz Josef Jubiläumssynagoge  – ehe sie bei den Novemberprogromen zerstört und niedergebrannt wurde.

 

 

MATZLEINSDORF – das größte Grätzel von 1050 Wien

 

 

Foto: Spielplatz im Einsiedlerpark

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Matzleinsdorf 1136. Heute befinden sich dort zwei große Parkanlagen, der Bacherpark und der Einsiedlerpark.

Matzleinsdorf besticht neben den Grünflächen auch durch seine verkehrsgünstige Lage mit S-Bahn-Anschluss sowie der U-Bahn-Linie U2 ab 2023.

 

Hier im Herzen von Margareten können wir Ihnen wunderbare Wohnungen anbieten:

 

 

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